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„Hand Riss von einem Theil des Thals über Kirbrig wo eine Agath Scheiff angelegt werden soll. 1783“

 

Weniger aus gartenkünstlerischen als vielmehr aus dokumentarischen Gründen ist dieser Handriss von Bedeutung, da er als mir bislang einziges zeichnerisches Dokument der Merburg aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert bekannt ist. Die Ursache des Planes ist dem geplanten Neubau einer Achatschleiferei unmittelbar an der frühmittelalterlichen Merburg zu sehen. Die Merburg selbst, die wohl in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts erbaut und nach Übersiedlung der Grafen nach Homburg schon im 13. Jahrhundert aufgegeben wurde, ist in ihren wesentlichen Grundelementen dargestellt, wie sie auch in mehreren Grabungskampagnen des 20. Jahrhunderts sichtbar gemacht wurde.

Die Talburg war offenbar ursprünglich als Wasserburg vorgesehen. Die Lage eines alten Dammes im Bereich der mittleren Burgabschnittes verdeutlicht, dass das Wasser des hier aufgestauten Lambsbaches zumindest den Graben zur eigentlichen Hauptburg durchfloss, da er auf einer Linie mit der hier befindlichen Grabenmauer der mittleren Burganlage in Verbindung steht. Der alte Damm ist 1783 nur noch dokumentiert und nicht mehr als solches in Nutzung. Dafür erscheint ein (hier nicht benannter) Damm im Kontext der Achatschleiferei. Hiervor befindet sich ein „Neuer Weyer“, der mit Ausnahme eines Weges „von der Krum Mühle“ das Lambsbachtal in seiner ganzen Breite ausfüllt. Ein Arm des Weihers führt in ein Nebental. Dort befindet sich heute ein Teich nebst einer Fischerhütte, die jedoch nichts mit Baumaßnahmen des 18. Jahrhunderts zu tun hat. Der Lambsbach, der offensichtlich zum Betreiben der Schleifsteine genutzt wurde, wird an der Schleiferei über einen Kanal wieder ins tiefer gelegene Tal weitergeführt.

 

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Dennoch wirft der Plan Fragen auf, vor allem, wenn man ihn quasi „auf den Kopf stellt“, und sich diverse Informationen ins Gedächtnis ruft. Hierzu muss man wissen, dass sich am Ende des Tales unmittelbar in der Nähe des Dorfes Schwarzenbach auf dem Webersberg eine herzogliche Falknerei befand. Es kann durchaus vermutet werden, dass der Herzog zu entsprechenden Jagdausflügen den Weg durch das Lambsbachtal nahm, denn immerhin führt der einzige im Plan benannte Weg nach „der Krum Mühl“ und somit zu dem oben benannten Parkabschnitt des Carlsbergs. Für den Reisenden durch das Lambsbachtal muss sich dann schließlich hier eine hinreisende Szenerie geboten haben, denn plötzlich taucht buchstäblich inmitten eines weitläufigen Sees die Ruine einer frühmittelalterlichen Burg auf, eingerahmt von dichten Wäldern. Zufall? Kein Zufall? Immerhin verfügte Gräfin von der Leyen in ihrem Landsitz am Niederwürzbacher Weiher seit 1782 über ein Gartenschlösschen, genannt „Alterthum“, das nichts anderes war als die künstliche Ruine einer mittelalterlichen Burg32. Spielte dieser Aspekt bei der Planung des Neubaus der Achatschleiferei eine Rolle? In jedem Fall war sich der Planverfasser unmissverständlich darüber bewusst, dass sich hier eine Burg befand, sonst wäre sie nicht in Wort und Bild erfasst worden.


 

Fazit

 

Die bislang beschriebenen Karten und Pläne beleuchten wesentliche Kapitel der Gartenkunstgeschichte im Herzog Pfalz-Zweibrücken in der Zeit ab 1760 und konzentrieren sich dabei (mit Ausnahme des Pettersheimer Planes) auf das Gartenwesen im Kontext der Carlsberger Anlagen. Alle Pläne haben direkt oder indirekt damit zu tun, sei es der Bereich Jägersburg (Umnutzung von Parkareal, Translozierung von Gebäuden) oder Fasanerie oder die unbekannten Parkszenerien des
Carlsbergs (und seiner mehr oder weniger näheren Umgebung) selbst. Die Pläne geben wichtige Auskünfte über das Baugeschehen bis kurz vor den zerstörerischen Auswirkungen der Französischen Revolution im Jahre 1793.

 

Weitere Teile


 

Anmerkungen

 

32. Siehe hierzu Schneider: „Die Englischen Gärten am
     Niederwürzbacher Weiher ‐ Ein Paradies aus
     Menschenhand“, St. Ingbert 2005

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